The Irish Press - Mehr als 100 Menschen bei Kämpfen zwischen Armee und Miliz im Sudan getötet

Mehr als 100 Menschen bei Kämpfen zwischen Armee und Miliz im Sudan getötet
Mehr als 100 Menschen bei Kämpfen zwischen Armee und Miliz im Sudan getötet / Foto: - - Planet Labs PBC/AFP

Mehr als 100 Menschen bei Kämpfen zwischen Armee und Miliz im Sudan getötet

Am dritten Tag der Kämpfe zwischen der Armee und der Miliz RSF im Sudan ist die Zahl der Toten auf mehr als 100 angestiegen. Die Zahl der Todesopfer in der Zivilbevölkerung sei seit Beginn der Kämpfe am Samstag auf 97 gestiegen, erklärte die örtliche Ärztegewerkschaft am Montag. Zudem seien "dutzende" Kämpfer ums Leben gekommen und mehr als 900 Menschen verletzt worden.

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Die Angaben zu den Opfern sind demnach nicht vollständig, da viele aufgrund von Transportschwierigkeiten nicht in Krankenhäuser gebracht werden konnten. Durch die Kämpfe seien mehrere Krankenhäuser in der Hauptstadt Khartum und anderen Städten "schwer beschädigt" worden, warnte die Ärztegewerkschaft.

Wie AFP-Journalisten berichteten, waren am Montagmorgen in Khartum Explosionen und Schüsse zu hören. Aus beschädigten Gebäuden stieg Rauch auf, wie Augenzeugen berichteten.

Auslöser der seit Samstag andauernden Kämpfe war die geplante Eingliederung der RSF in die Armee; dies gilt als zentraler Schritt bei dem Vorhaben, die Macht in dem nordostafrikanischen Land wieder an eine zivile Regierung zu übertragen. Die Spannungen zwischen Sudans Militärmachthaber Abdel Fattah al-Burhan und seinem Stellvertreter, dem RSF-Anführer Mohamed Hamdan Daglo, hatten sich jüngst verschärft.

Daglo rief am Montag im Onlinedienst Twitter die internationale Gemeinschaft dazu auf, gegen Al-Burhan zu intervenieren. Dieser sei ein "radikaler Islamist, der Zivilisten aus der Luft bombardiert". Seine Miliz werde Al-Burhan "weiter verfolgen" und zur Rechenschaft ziehen, erklärte der Milizenchef. "Der Kampf, den wir nun führen, ist der Preis der Demokratie", fügte er hinzu.

Seit Beginn der Gewalt beschuldigen sich Armee und Miliz gegenseitig, mit dem Kämpfen begonnen zu haben. Die RSF hatte am Samstag erklärt, ihre Kämpfer hätten den Präsidentenpalast, den Flughafen und weitere wichtige Einrichtungen in Khartum eingenommen. Die Armee wies dies zurück und behauptete ihrerseits, den staatlichen Rundfunk in Khartums Schwesterstadt Omdurman zu kontrollieren.

Nach einem stundenlangen Sendeausfall zeigte das Staatsfernsehen Bilder von Soldaten, die sich selbst in Militärstützpunkten filmten, die sie zu kontrollieren vorgaben. Von unabhängiger Seite ließen sich die Angaben nicht überprüfen. Die Gewalt hat sich mittlerweile von der Hauptstadt in andere Teile des Landes ausgebreitet.

Das Auswärtige Amt in Berlin verurteilte am Montag die Kampfhandlungen erneut "auf das Schärfste" und rief beide Seiten auf, "sofort die Waffen ruhen zu lassen und Gespräche aufzunehmen". Es tage ein Krisenstab der Bundesregierung zum Sudan, sagte eine Außenamtssprecherin in Berlin.

Der Krisenvorsorgeliste des Auswärtigen Amtes zufolge befände sich derzeit "eine niedrige dreistellige Zahl" deutscher Staatsangehöriger im Sudan, erläuterte die Sprecherin. Da die Eintragung in diese Liste aber freiwillig sei, seien Angaben über Deutsche vor Ort "reine Schätzungen".

Im Laufe des Tages will der UN-Sicherheitsrat über den Sudan beraten. Der UN-Sondergesandte für Sudan, Volker Perthes, zeigte sich "extrem enttäuscht" über die Unfähigkeit beider Seiten, eine für Sonntag verabredete Waffenpause für die Evakuierung Verwundeter zu einzuhalten.

Sudans De-facto-Machthaber Al-Burhan ist seit einem Militärputsch im Oktober 2021 an der Macht. Er setzte die Regierung ab, die nach dem Sturz des langjährigen Staatschefs Omar al-Baschir 2019 den Übergang zu demokratischen Wahlen leiten sollte.

Die gegen die Armee kämpfende RSF-Miliz ist aus der Dschandschawid-Miliz hervorgegangen, die in der südsudanesischen Region Darfur Gräueltaten an der Zivilbevölkerung begangen hatte.

A.Uggeri--IM