Pariser Staatsanwaltschaft fordert lebenslänglich für Anschlag auf Synagoge 1980
Mehr als vier Jahrzehnte nach einem Anschlag auf eine Pariser Synagoge mit vier Todesopfern hat die Staatsanwaltschaft lebenslängliche Haft für den mutmaßlichen Täter gefordert. Der 69-jährige Hassan Diab, ein Kanadier mit libanesischen Wurzeln, sei "ohne jeden Zweifel" für den "grausamen Anschlag" verantwortlich, betonte die Antiterror-Staatsanwaltschaft am Donnerstag in ihrem mehrstündigen Plädoyer.
Nach Überzeugung der Ermittler hatte Diab ein Motorrad mit einem Sprengsatz in der Nähe der Synagoge abgestellt. Bei dem Anschlag in der Rue Copernic im Oktober 1980 waren vier Menschen getötet und 46 weitere verletzt worden. Es handelte sich um den ersten antisemitischen Anschlag in Frankreich seit dem Zweiten Weltkrieg. Der Prozess ist das am längsten laufende Anti-Terror-Verfahren des Landes.
Diab war 2008 in Kanada festgenommen und sechs Jahre später nach Frankreich ausgeliefert worden. Er steht im Verdacht, den Anschlag im Auftrag einer radikalen Palästinensergruppe ausgeführt zu haben. Der ehemalige Soziologieprofessor weist die Vorwürfe zurück und verweist auf eine mögliche Verwechslung mit einem Mann desselben Namens.
Ein erstes Verfahren wurde 2018 mangels Beweisen eingestellt, der Mann reiste unbehelligt nach Kanada aus. Drei Jahre später nahm die Justiz das Verfahren gegen ihn erneut auf, verzichtete aber auf einen internationalen Haftbefehl. Der Prozess findet daher in Abwesenheit des Angeklagten statt.
Dem 69-Jährigen droht im Fall einer Verurteilung eine lebenslange Haftstrafe. Seine Verteidiger wollen auf Freispruch plädieren. Mit einem Urteil wird am Freitag gerechnet.
R.Marconi--IM