Kämpfe im Sudan dauern trotz angekündigter Waffenruhe an
Im Sudan sind die seit einer Woche anhaltenden Kämpfe zwischen Armee und Paramilitärs trotz der Ankündigung einer Waffenruhe weitergegangen. Nach einem Abklingen der Kämpfe über Nacht kam es am Samstagmorgen laut Augenzeugen erneut zu Gefechten. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) wurden seit Beginn der Kämpfe am vergangenen Samstag mehr als 400 Menschen getötet und über 3500 weitere verletzt. Zwei zuvor angekündigte Feuerpausen waren von den Konfliktparteien ebenfalls ignoriert worden.
Das Zuckerfest Eid al-Fitr zum Ende des islamischen Fastenmonats Ramadan sollte eigentlich "mit Süßigkeiten und Gebäck, mit glücklichen Kindern und Menschen, die ihre Verwandten begrüßen", verbracht werden, sagte der Einwohner Sami al-Nour am Samstag der Nachrichtenagentur AFP. Stattdessen habe es "Schüsse und den Geruch von Blut überall um uns herum" gegeben.
Die paramilitärische Miliz Rapid Support Forces (RSF) hatte am Freitag bekanntgegeben, dass sie zu Eid al-Fitr einem dreitägigen Waffenstillstand zugestimmt habe, zu dem UN-Generalsekretär António Guterres und US-Außenminister Antony Blinken aufgerufen hatten.
Er habe mit Guterres "über die aktuelle Krise" gesprochen und konzentriere sich nun auf den "humanitären Waffenstillstand, sichere Korridore und den Schutz der humanitären Helfer", erklärte RSF-Anführer Mohamed Hamdan Daglo.
Am Freitagabend warf die Armee unter Abdel Fattah al-Burhan dann der RSF vor, Angriffe in der Nachbarstadt von Khartum, in Omdurman, verübt zu haben. Dort sei "eine große Anzahl von Insassen" aus einem Gefängnis befreit worden, was die Miliz allerdings zurückwies.
Kämpfe gab es nach Angaben der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen (MSF) auch in der Region Darfur. Ihre Sanitäter seien in der dortigen Stadt El Fasher von der Anzahl der Patienten mit Schusswunden, darunter viele Kinder, "überwältigt" gewesen, erklärte die Organisation.
Am Freitag erklärte das US-Außenministerium, die Situation sei noch zu riskant für eine Evakuierung des Botschaftspersonals. Später versicherte die RSF-Miliz, sie sei bereit, "alle Flughäfen" im Sudan "teilweise" zu öffnen, um ausländische Staatsbürger zu evakuieren. Derzeit ist jedoch unklar, welche Flughäfen die Paramilitärs kontrollieren.
Die Kämpfe sind das Ergebnis eines tiefen Risses zwischen der Armee und den paramilitärischen Kräften, die 2013 von dem Langzeit-Herrscher Omar al-Baschir gegründet worden war. Armeechef al-Burhan und RSF-Anführer Daglo waren nach der Machtübernahme 2019 Verbündete.
F.Laguardia--IM