Wieder Gewalt in Nahost trotz neuer Vermittlungsbemühungen
Trotz neuer Vermittlungsbemühungen nimmt die Gewalt zwischen Israel und den Palästinensern kein Ende. Israels Armee flog nach einer vergleichsweise ruhigen Nacht am Samstag erneut Luftangriffe im Gazastreifen, militante Palästinenser feuerten Raketen auf Israel ab. Im Bemühen um ein Ende der Gewalteskalation hatte Ägypten nach Angaben aus Palästinenserkreisen zuvor einen neuen Vorschlag für eine Waffenruhe vorgelegt.
Wegen der israelischen Luftangriffe versteckten sich Bewohner im dicht besiedelten Gazastreifen in ihren Häusern, die Straßen waren menschenleer, wie Augenzeugen berichteten. "Ich kann keine Waffenruhe erkennen", sagte Muhammad Muhanna.
In angrenzenden Teilen Israels heulten die Alarmsirenen und die Luftabwehr war in Aktion, weil Raketen aus dem Gazastreifen flogen. Das palästinensische Gesundheitsministerium hatte zuvor den Tod von zwei 19 und 32 Jahre alten Männern bei einem Einsatz der israelischen Armee in einen Flüchtlingslager in Nablus im besetzten Westjordanland bekanntgegeben.
Die israelische Armee sprach von einem "Anti-Terror-Einsatz" gegen militante Palästinenser, die Angriffe auf Soldaten geplant hätten. Bewaffnete Angreifer hätten auf die Soldaten geschossen. Die Soldaten hätten mit scharfer Munition zurückgeschossen und zwei "Terroristen" getroffen. Nach Angaben der im Westjordanland regierenden Fatah von Palästinenserpräsident Mahmud Abbas gehörten die beiden Männer den Al-Aksa-Brigaden an, dem bewaffnetem Arm der Fatah. Der palästinensische Ministerpräsident Mohammed Schtajjeh forderte ein Eingreifen der UNO, "um die israelischen Verbrechen gegen unser Volk im Gazastreifen und im Westjordanland zu stoppen", wie sein Büro mitteilte.
Israelischen Rettungskräfte teilten ihrerseits mit, dass zwei Männern in den 40ern durch die Raketenangriffe aus dem Gazastreifen schwer verletzt worden seien. Der Angriff ereignete sich demnach in Sdot Negev nicht weit von der Grenze zum Gazastreifen. Die militante Gruppierung Islamischer Dschihad kündigte weitere Raketenangriffe als Rache für die "Ermordung" ihrer Anführer und für israelische Angriffe auf besiedeltes Gebiet an.
Die Gewalt zwischen Israel und den Palästinensern war am Dienstag erneut aufgeflammt, nachdem drei ranghohe Mitglieder des Islamischen Dschihad bei israelischen Luftangriffen getötet worden waren. Bei Luftangriffen im Gazastreifen und Raketenangriffen aus dem Palästinensergebiet starben seitdem mindestens 33 Palästinenser und ein Israelin.
Ägypten versucht zu vermitteln und legte den Konfliktparteien am Freitagabend einen neuen Vorschlag für eine Waffenruhe vor. Die palästinensische Seite werde diesen prüfen, erfuhr die Nachrichtenagentur AFP aus Palästinenserkreisen. Ägypten warte zudem auf eine Antwort Israels. Das israelische Fernsehen berichtete, der Regierung sei ein "verbesserter" ägyptischer Vorschlag für eine Waffenruhe unterbreitet worden.
Das US-Außenministerium bekräftigte "die Notwendigkeit, zu einer Waffenstillstandsvereinbarung zu kommen", um weitere zivile Opfer zu verhindern.
Seit dem Tod eines ranghohen Vertreters des Islamischen Dschihad in israelischer Haft ist die Lage in der Region extrem angespannt. Der 45-jährige Häftling Chader Adnan war Anfang Mai nach einem monatelangen Hungerstreik gestorben. Der Islamische Dschihad, der enge Verbindungen zum Iran hat, ist im Gazastreifen stark vertreten. Die von Israel, der EU und den USA als Terrororganisation eingestufte Gruppe nutzt das Palästinensergebiet immer wieder für Raketenangriffe auf Israel.
P.Rossi--IM