US-Außenminister Blinken ruft Kosovo und Serbien zur sofortigen Deeskalation auf
Nach den Zusammenstößen im Norden des Kosovo hat US-Außenminister Antony Blinken die Spitzen des Kosovo und Serbiens zur Deeskalation aufgerufen. "Wir rufen die Regierungen des Kosovo und Serbiens auf, unverzüglich Schritte zur Deeskalation der Spannungen zu unternehmen", sagte Blinken am Donnerstag am Rande eines informellen Treffens der Nato-Außenminister im norwegischen Oslo.
Blinken verwies darauf, dass der Konflikt die Bestrebungen beider Länder zur Annäherung an die EU gefährde. Sowohl Serbien als auch das Kosovo wollen der Europäischen Union beitreten.
Am Donnerstag versammelten sich derweil erneut ethnische Serben in der nordkosovarischen Stadt Zvecan. Mit etwa 70 Menschen vor dem mit Stacheldraht abgeriegelten und von Soldaten der internationalen Schutztruppe KFOR umringten Rathaus fiel der Protest jedoch deutlich schwächer aus als in den vergangenen Tagen. In Zvecan waren Anfang der Woche dutzende KFOR-Soldaten bei Zusammenstößen mit Demonstranten verletzt worden.
Im mehrheitlich von Serben bewohnten Norden der geteilten Stadt Mitrovica wurden unterdessen zwei ethnische Albaner von einer Gruppe maskierter "Krimineller" angegriffen und verletzt, wie die kosovarische Polizei erklärte.
Im Süden der Stadt, in dem mehrheitlich ethnische Albanern wohnen, demonstrierten kurzzeitig mehrere hundert Kosovo-Albaner, wie eine Reporterin der Nachrichtenagentur AFP beobachtete. Sie schwenkten albanische Flaggen und riefen "Mitrovica kann nicht geteilt werden". Die Demonstranten hatten geplant, in den serbischen Teil der Stadt zu ziehen, doch die Polizei versperrte ihnen den Weg.
Im Norden des Kosovo hatte es in den vergangenen Tagen gewaltsame Auseinandersetzungen gegeben. Die kosovarische Regierung hatte dort ethnisch-albanische Bürgermeister in mehrheitlich von Serben bewohnten Städten unter Polizeischutz in ihre Ämter gebracht. Serbische Bewohner der Region protestierten dagegen gewaltsam; allerdings hatten die Serben zuvor die Kommunalwahlen weitgehend boykottiert, bei denen dann albanische Lokalpolitiker gewählt wurden.
Das 1,8-Millionen-Einwohner-Land Kosovo mit seiner mehrheitlich ethnisch-albanischen Bevölkerung hatte im Jahr 2008 seine Unabhängigkeit von Serbien erklärt, wird aber von Belgrad bis heute als serbische Provinz betrachtet. Rund 120.000 Serben leben im Kosovo, vor allem im Norden des Landes.
I.Pesaro--IM