Hochrechnungen: Pro-Europäer bei Parlamentswahl in Montenegro knapp vorn
Bei der Parlamentswahl in Montenegro ist laut Hochrechnungen die pro-europäische Partei Europa Jetzt zur stärksten Kraft geworden. Einer am Sonntagabend veröffentlichten Hochrechnung des Instituts Zentrum für Demokratischen Übergang zufolge holte Europa Jetzt 26 Prozent der abgegebenen Stimmen. Auf dem zweiten Platz landete demnach die Demokratische Partei der Sozialisten (DPS) von Ex-Präsident Milo Djukanovic mit 23 Prozent. Die restlichen Stimmen verteilen sich auf zahlreiche Kleinparteien.
Europa Jetzt war erst im vergangenen Jahr gegründet worden. Parteichef Milojko Spajic zeigte sich "sehr zufrieden" mit dem Wahlausgang und kündigte Sondierungsgespräche mit Vertretern aller Parteien an, "die unsere Werte teilen". Das Ziel sei eine pro-europäische Regierung.
Eine Koalitionsbildung dürfte aber schwierig werden. Die bisherige Minderheitsregierung aus mehreren Kleinparteien war bereits im August vergangenen Jahres durch ein Misstrauensvotum gestürzt worden, seitdem aber geschäftsführend im Amt geblieben. Da es seitdem keiner Partei gelungen war, ein regierungsfähiges Bündnis zu schmieden, sollte durch die jetzige Parlamentswahl die politische Blockade aufgelöst werden.
Nach Angaben des Zentrums für Demokratischen Übergang lag die Wahlbeteiligung am Sonntag allerdings bei nur 56 Prozent - ein Rückgang von fast 20 Prozentpunkten im Vergleich zur vorherigen Wahl 2020.
Im vergangenen April hatte der kleine Balkanstaat mit rund 620.000 Einwohnern bei der Präsidentschaftswahl eine Zeitenwende erlebt - und den ersten großen Triumph von Europa Jetzt. Nach drei Jahrzehnten an der Macht wurde Amtsinhaber Djukanovic abgewählt, es siegte der frühere Wirtschaftsminister Jakov Milatovic von Europa Jetzt. Zwar sind beide Politiker pro-westlich eingestellt, Milatovic plädiert aber auch für enge Beziehungen zum Nachbarland Serbien.
Europa Jetzt war bei ihrer Gründung im Jahr 2022 mit dem Versprechen angetreten, die Löhne zu erhöhen und Reformen, etwa bei den Renten und der Arbeitszeit, umzusetzen. Mit ihrem pro-europäischen Programm setzte die junge Partei zudem auf den Wunsch der Wähler nach neuen Gesichtern nach der Ära Djukanovic.
Das Nato-Mitglied Montenegro mit seinen 620.000 Einwohnern hofft seit Jahren auf seine Aufnahme in die Europäische Union. Das kleinste Westbalkanland ist bereits seit 2010 offizieller EU-Beitrittskandidat.
M.Fierro--IM