The Irish Press - Institut: Zahl der weltweit einsatzbereiten Atomsprengköpfe angestiegen

Institut: Zahl der weltweit einsatzbereiten Atomsprengköpfe angestiegen
Institut: Zahl der weltweit einsatzbereiten Atomsprengköpfe angestiegen / Foto: STR - KCNA VIA KNS/AFP/Archiv

Institut: Zahl der weltweit einsatzbereiten Atomsprengköpfe angestiegen

Die Zahl der weltweit einsatzbereiten Atomsprengköpfe ist nach Angaben des Friedensforschungsinstituts Sipri im vergangenen Jahr gestiegen. Einen großen Anteil daran trage China, das seinen Lagerbestand von 350 auf 410 Sprengköpfe erhöht habe, teilte das Stockholmer Institut am Montag mit. Insgesamt investierten die neun atomar bewaffneten Staaten nach Angaben der Internationalen Kampagne zur Abschaffung von Atomwaffen (Ican) im vergangenen Jahr rund 83 Milliarden US-Dollar (77 Milliarden Euro) in ihre Bestände - die Hälfte davon entfiel auf die USA.

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Neben China erhöhten laut Sipri auch Indien, Pakistan, Nordkorea und in einem geringeren Maße Russland ihre Lagerbestände an Atomsprengköpfen. Bei den übrigen Atommächten USA, Frankreich, Israel und Großbritannien blieben die Zahlen dem Bericht zufolge unverändert. Russland und die USA verfügen nach wie vor über fast 90 Prozent aller Atomwaffen weltweit.

Der Lagerbestand bezeichne die "nutzbaren Atomwaffensprengköpfe und diese Zahlen beginnen leicht zu steigen", sagte Sipri-Direktor Dan Smith. Sie lagen im vergangenen Jahr bei 9576, das waren 86 mehr als im Vorjahr. Die Zahl sei aber noch weit entfernt von den mehr als 70.000 während der 1980er Jahre, betonte Smith.

Sipri unterscheidet bei seinen Recherchen zwischen einsatzbereitem Lagerbestand und Gesamtbestand. Zu letzterem gehören auch ältere Atomwaffen und solche, die für den Rückbau bestimmt sind. Die Gesamtzahl der nuklearen Sprengköpfe im Besitz der neun Atommächte ging dem Bericht zufolge im vergangenen Jahr von 12.710 auf 12.512 zurück.

Dennoch sagte Smith: "Wir nähern uns dem Ende eines langen Zeitraums der weltweit zurückgehenden Zahl von Nuklearwaffen oder haben es sogar schon erreicht."

Diesen Trend bestätigt auch der aktuelle Ican-Bericht zu den Investitionen in Atomwaffen. Demnach stiegen die Ausgaben der neun Atommächte das dritte Jahr infolge an. Sie lagen 2022 bei 82,9 Milliarden US-Dollar und damit drei Prozent höher als noch im Vorjahr. Mit rund 43,7 Milliarden US-Dollar entfiel der größte Anteil auf die USA.

Chinas Ausgaben betrugen 11,7 Milliarden US-Dollar, gefolgt von Russland mit 9,6 Milliarden US-Dollar. Beide Länder steigerten ihre Ausgaben im Vergleich zum Vorjahr um sechs Prozent. Der größte Sprung wurde in Indien verzeichnet, wo sich die Investitionen in Atomwaffen um fast 22 Prozent erhöhten.

Ican zufolge haben die Atommächte mit Waffenproduktionsfirmen Verträge im Gesamtwert von 278,6 Milliarden US-Dollar abgeschlossen - viele davon haben eine Laufzeit bis 2040.

Seit der russischen Invasion in der Ukraine nahmen nach Angaben der Sipri-Forscher diplomatische Bemühungen zur Atomwaffenkontrolle und -abrüstung ab. Russland hatte etwa im Februar angekündigt, seine Beteiligung am 2010 abgeschlossenen Atomwaffen-Kontrollvertrag New Start zu beenden - laut Sipri "der letzte verbliebene" Vertrag, der die strategischen Atomwaffen der USA und Russland beschränkt.

Sipri-Direktor Smith verwies allerdings darauf, dass die steigenden Lagerbestände nicht mit dem Krieg in der Ukraine erklärt werden könnten, weil es länger dauere, neue Sprengköpfe zu entwickeln. Zudem seien die Länder mit den größten Erhöhungen ihrer Bestände nicht direkt vom Krieg betroffen.

Peking etwa habe zuletzt in alle Bereiche seines Militärs investiert, sagte Smith. "Was wir sehen, ist Chinas Aufstieg zur Weltmacht, das ist die Realität unserer Zeit."

C.P.Ajello--IM